Statement: Den schwächsten Schultern die höchste Kürzungslast – ist das gerecht?!

Statement Koalition der Freien Szene, erarbeitet mit Raumbüro Freie Szene, 18.12.2024 
 
Die geplanten Kürzungen verhindern jegliche Neu- bzw. Weiterentwicklungen im Arbeitsraumprogramm (ARP). Mit einem Kürzungsvolumen von insgesamt über 23 Mio. Euro (Titel 68615 & Titel 89110) tragen die professionell arbeitenden Künstler*innen der Freien Szene die Hauptlast der Konsolidierung im Kulturhaushalt – die schwächsten Schultern! Und das sind nicht mal alle Titel, die die freien Künstler*innen Berlins treffen. Mehr Ungerechtigkeit geht nicht. Seit über 30 Jahren ist das Atelieranmietprogramm im Kulturwerk des bbk berlin die infrastrukturelle Sicherung für die bildenden Künstler*innen.

Seit 2016 besteht parteiübergreifender Konsens, dass das Arbeitsraumprogramm essenziell für die kulturelle Vielfalt Berlins ist. Es sichert Arbeitsräume in allen Sparten der Freien Szene und schützt Künstler*innen vor Verdrängung durch steigende Mieten. Das Argument, Künstler*innen sollten sich wirtschaftlich besser aufstellen, ignoriert die Herausforderungen des angespannten Marktes, ganz abgesehen davon, dass sich nicht alle Künste überhaupt vermarkten lassen und es fraglich ist, ob freie Kunst dann noch möglich ist.

Die geplanten Haushaltskürzungen gefährden die nachhaltige Umsetzung dieser Raumagenda und stellen die kulturelle Zukunft Berlins infrage. Mit dramatischen Folgen:

  • Investitionen in neue Arbeitsräume sind gestrichen – bei privaten Eigentümer*innen sowie in landeseigene Liegenschaften
  • Bestehende Standorte laufen Gefahr bei auslaufenden Verträgen verloren zu gehen
  • Für unsere Sparten essenzielle Raumprogramme für die temporäre Proberaumnutzung (wie Kultur Räume Kontingente und Kultur Räume Studios) werden entweder eingestellt oder benötigen eine neue Trägerschaft, um zu überleben1

Dies bedeutet faktisch das Ende des Arbeitsraumprogramms. Kürzungen von 5 Mio. Euro (Titel 68615) und 18,125 Mio. Euro (Titel 89110) werfen das “Programm” zurück auf eine reine Bestandsverwaltung, die keine Probleme für die Zukunft löst, sondern lediglich eine prekäre Struktur aufrecht erhält.

Die Freie Szene ist und bleibt Teil der Lösung: Seit 2016 ist die Freie Szene aktiv in die operative Umsetzung des Arbeitsraumprogramms eingebunden.2 Auf den ersten Anlauf von 2016 folgte 2021 ein zweiter: Die Gründung des Bündnis Kultur Räume Berlin. Durch die drohende Auflösung der Kulturraum Berlin gGmbH und den Rückzug der BIM scheitert dieser 2024. Ein dritter Anlauf kann nur gelingen, wenn die Freie Szene weiterhin intensiv einbezogen wird.

Wir stehen solidarisch hinter der Kulturraum Berlin gGmbH und sprechen uns entschieden gegen ihre Abschaffung sowie gegen jegliche Kürzungen und Unterbrechungen im Arbeitsraumprogramm aus.

Die Entwicklung neuer Arbeitsräume für die Freie Szene ist ohne die Einbindung der Freien Szene nicht möglich. Ihr Wissen über Nöte, Bedarfe und Strukturen der einzelnen Kunstsparten ist essenziell. Das Raumbüro Freie Szene bündelt die Expertise der Sparten Darstellende Künste, Literatur, Musik, Tanz und Projekträume und sorgt für den nötigen Wissenstransfer ins ARP. Für die Bildenden Künstler*innen leistet das Atelierbüro im kulturwerk des bbk berlin diese Arbeit. Beide Büros sind zentrale Akteur*innen und müssen adäquat personell ausgestattet Teil der operativen Struktur des ARP sein.

Die Raumagenda basiert auf dem Engagement der Freien Szene! Ihre Existenz und Zukunft darf jetzt nicht verspielt werden! Kontinuität und weiterer Aufbau sind jetzt dringend erforderlich! Das Raumbüro Freie Szene muss erhalten bleiben und stabilisiert werden!

Ansprechpartner: Sprecher*innenkreis der Koalition der Freien Szene  
Kontakt: sk@freieszene.berlin 

  1. “Temporäre Proberaumnutzung” bedeutet stunden-, tage- und wochenweise Anmietung. So wird geförderten Projekten kurzer Laufzeit (z.B. 8 – 12 Wochen) ein adäquates Raumangebot ermöglicht. Bei den Sparten Darstellende Künste, Tanz und Musik ist das grundlegende Praxis. ↩︎
  2. Per Zuwendung der Kulturverwaltung seit 2016 durch sog. Raumkoordinator*innen und ab 2021 durch das Projekt PROSA (ab 2024: Raumbüro Freie Szene). Die Bildende Kunst seit 1993 durch das Atelierbüro. ↩︎


Ausgeweitetes Beratungsangebot:  

Angesichts der unsicheren Lage stärken wir unser Beratungsangebot. Wir gehen an vielen Stellen von sehr starken Auswirkungen der Kürzungen aus und wollen diese gerne bündeln und eure persönliche Situation erfahren. Die Freie Szene ist nur gemeinsam stark. Kommt mit uns ins Gespräch! Meldet euch über raeume@bfsb.info oder bei Lena Mehner unter 0155 603 929 96. 

Kontaktiert uns via E-Mail für ein Telefon-/Zoomtermin:
Lena Mehner | raeume@bfsb.info

Wir sammeln Eure persönlichen Problemlagen, unterstützen bei Raumproblemen und halten Euch auf dem Laufenden zur Umsetzungsplanung der Kürzungen.