3. September 2013 um 18.30 Uhr in der Hertie School of Governance
Das Center for Cultural Policy der Hertie School of Governance, die Koalition der Freien Szene und die Gemeinnützige Hertie-Stiftung laden ein zur
Podiumsdiskussion: Welche Rolle spielt die Freie Szene für die Berliner Kreativwirtschaft?
Auf dem Podium:
Ares Kalendides (Inpolis /Nemona)
Christophe Knoch (Koalition Freie Szene)
Jürgen Schepers (IHK Berlin)
Anita Tillmann (Premium Modemesse)
und als Moderator Tobias Rapp (Kulturredaktion Spiegel Online)
Die Freie Szene wird oft als Labor, Motor und künstlerisch-kreatives Ferment einer „Kreativen Stadt“ beschrieben. Sie steht für experimentelle und zeitgenössische Ansätze in der Kunst- und Kulturproduktion, treibt kulturelle Innovationen voran und bildet ein wesentliches Element der städtischen Kulturökonomie. Allein in Berlin gibt es über 500 Produktions- und Veranstaltungsorte frei produzierenden Künstler und Ensembles aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Tanz, Schauspiel, Performance, Neue Medien, Musik, Musiktheater, Kinder- und Jugendtheater und Literatur, die jeden Tag zur lebendigen und innovativen Kunst- und Kulturszene der Stadt beitragen. Während die Rolle der überwiegend selbständigen Kunst- und Kulturschaffenden für die Berliner Tourismuswirtschaft bereits erkannt wurde, ist bislang nur wenig diskutiert, wie die Freie Szene und die Kreativwirtschaft miteinander in Wechselwirkung stehen. Deshalb möchten wir gern mit Ihnen und unseren Podiumsgästen diskutieren, welche Rolle die Freie Szene für die Berliner Kreativwirtschaft eigentlich spielt und warum eine Kreative Stadt die Freie Szene braucht?
Stefan Evers, Sprecher für Stadtentwicklung und Umwelt der CDU im Abgeordnetenhaus
Sabine Bangert, Kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus
Christopher Lauer, Kulturpolitischer Sprecher der Piraten im Abgeordnetenhaus
Barbara Scheffer, Beauftragte für Kultur im Landesvorstand der SPD
Christiane Zieseke, Senatsverwaltung: Künstler und Projektförderung
Jan Rohlfs, Club Transmediale, CTM
Klaus Schöpp, INM, Koalition der Freien Szene Musik: Sprecher Musik
Rainer Rubbert und Martin Daske, Unerhörte Musik
Moderation: Bettina Wackernagel, BGNM
Hintergrund bildet die aktuelle Debatte über die Kulturfinanzierung in Berlin. Im nächsten Doppelhaushalt sind trotz gegenteiliger Vorsätze der Regierungskoalition keine Investitionen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die überwiegend selbständigen Kunst- und Kulturschaffenden vorgesehen. Mit einem gezielten Blick auf die Freie Musik Szene in Berlin wollen wir kulturpolitische Perspektiven und die Neustrukturierung der Fördergelder diskutieren sowie den aktuellen Stand neuer Instrumente der Kulturfinanzierung, u. a. die city tax, vorstellen. Zielführend kann es nur gemeinsam mit euch gelingen! Lasst diese Gelegenheit nicht verstreichen, es betrifft uns alle! Deshalb kommt bitte, kommt zahlreich, und kommt alle!
Treibt die Politik die Kunstproduktion in Berlin früher als später in den Stillstand?
Podium:
Christophe Knoch (Koalition der Freien Szene)
Pia Lanzinger (Künstlerin)
Jan Maruhn (Bildhauerwerkstatt/Kulturwerk BBK Berlin),
Karin Rebbert (nGbK, neue Gesellschaft für bildende Kunst)
Ralf Schmitt (PREVIEW BERLIN)
Florian Wüst (haben und brauchen)
Moderation: Hergen Wöbken (IFSE)
Die bildende Kunst braucht Freiraum. Für Berlins produzierende bildende KünstlerInnen, die auf höchstem qualitativen Niveau arbeiten, muss daher die Sicherung der Produktionsbedingungen und die Verfügbarkeit von Raum für ihre Kunst im Mittelpunkt stehen. Und zwar im Mittelpunkt einer politischen und gesellschaftlichen Verantwortung, die erkennt, dass Kunst und Kunstproduktion – gerade in der freien Szene – ihre Relevanz aus sich heraus bezieht und beziehen muss. Wie sieht aber die derzeitige Situation aus? Was haben wir? Was braucht es, um die bestehende Kunstproduktion zu halten? Wie kann die Freie Szene gestärkt werden? Und welche weitsichtige und nachhaltige Förderpolitik kann auch für die Zukunft den notwendigen Freiraum gewährleisten? Ist die City Tax ein sinnvolles Förderinstrument für die freie Szene? Ist die Steigerung der Mieteinnahmen bzw. die Gewinnmaximierung das richtige Kriterium für die gesellschaftliche Gestaltung der Stadt? Auf dem Boden der Tatsachen und dem Parkett der PREVIEW BERLIN wollen wir Forderungen und Förderungen mit Kulturschaffenden und KünstlerInnen diskutieren.
Eine Veranstaltung der PREVIEW BERLIN in Kooperation mit der Koalition der Freien Szene.
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23. September 2013 um 20:00 Uhr im Theaterdiscounter
Freie Szene Berlin Stärken – Volksküche im TD
Temporäre Andockstelle. Es ist ja so: Essen müssen alle. Der Theaterdiscounter kocht. Es gibt kein Programm und keine Kunst. Die Bar ist geöffnet. Im Hintergrund läuft Popmusik. Wer will kann dabei reden. Zum Beispiel hierüber:
Aktuell kämpft die Koalition der Freien Szene für eine verbesserte Existenzgrundlage für Kulturschaffende, die in Berlin außerhalb der Kulturinstitutionen arbeiten. Eine substanzielle Erhöhung der finanziellen Förderung und angemessen Strukturen für die Freie Szene sind dringend notwendig. Der Kultursenator zeigt bislang keinen politischen Willen, in sie zu investieren. Dabei werden gerade jetzt haushaltspolitische Entscheidungen getroffen, die entscheidende Konsequenzen für mehrere Jahre haben. Na Mahlzeit.
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24. September 2013 um 19:00 in den Uferstudios / Studio 2
Vom Wert künstlerischer Arbeit. Eine Diskussion über den Status von Kunst in Zeiten des globalen Wettbewerbs und über Strategien des Widerstands in prekären Produktionsstrukturen.
Podium:
Sören Fenner, Art But Fair/ Theaterjobs
Kareth Schaffer, Artists Pledge
Elisa Müller, LAFT Berlin/ label müller*****
Ralf Ollertz, TanzRaumNetzwerk Berlin, HALLE TANZBÜHNE BERLIN
Julia Lazarus, Haben und Brauchen
Moderation: Peter Laudenbach
Der gesellschaftspolitische Förderauftrag von Kunst und Kultur steht mittlerweile in starkem Widerspruch zur Realität von häufig porösen und temporären Beschäftigungsverhältnissen im Kunst- und Kulturbereich. Kulturpolitische Förderwürdigkeit von Kunst knüpft sich zunehmend an das Kriterium der Marktkompatibilität. Das Bild kreativen, innovativen Unternehmertums, das insbesondere über die freie Kunstproduktion gestülpt wird, verschleiert aber, dass Kunstproduktion selbst in den seltensten Fällen verkäufliche Produkte hervorbringt. Zeitgenössische Kunst findet häufig in offenen Projekten oder Prozessen statt. Mangelnde Strukturen sowie wirtschaftliche Erfolgserwartung zwingen – insbesondere Kunstschaffende im freien Bereich – in Formen der (Selbst) Ausbeutung. Auch in den Institutionen, die aufgrund kontinuierlicher Subventionen noch Freiräume für Kunst zu versprechen scheinen, gibt es keine Garantie mehr für eine angemessene Wertschätzung der einzelnen Kunstschaffenden. Die Initiativen Honoraruntergrenze von TanzRaum Netzwerk und LAFT Berlin, die Bewegung Art But Fair, die ursprünglich aus dem Opernbereich stammt, und die Initiative Artists‘ Pledge des Zeitgenössischen Tanzes Berlin stellen die Verantwortung von Kunstschaffenden für die eigenen Ressourcen und den Anspruch auf Anerkennung der Leistung in den Mittelpunkt ihrer Argumentation. Haben und Brauchen insistiert auf die Anbindung von künstlerischer Produktion an das gesellschaftliche Gemeinwesen, als Voraussetzung überhaupt für die Entstehung von Kunst. Im Rahmen der Kampagne der Koalition der Freien Szene, die auf eine Neuausrichtung der Kulturförderung zielt, werden die Initiativen vorgestellt und diskutiert. Aus welchen Kontexten haben sie sich entwickelt? Welche Ansätze verfolgen sie? Und welche Wirkung können sie – auch auf andere Gesellschaftsbereiche – entfalten?
25. September 2013 um 20 Uhr in der Akademie der Künste
Gibt es das richtige Spiel im Falschen? Kunst und Ökonomie im Bereich der Darstellenden Künste. Eine Diskussion zwischen Vertretern von Institutionen und freien Strukturen
Podium:
Jürgen Flimm, Intendant der Berliner Staatsoper
Mieke Matzke, She She Pop, Universität Hildesheim
Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele
Philipp Schulte, Justus-Liebig-Universität Gießen
Annemie Vanackere, künstl. Leiterin und Geschäftsführerin, Hebbel am Ufer Berlin
Moderation: Christophe Knoch, Sprecher der Koalition der Freien Szene
Begrüßung: Nele Hertling, Vizepräsidentin der Akademie der Künste
In seinem Text „Ein paar Narren im Dienst der Gesellschaft“ formuliert Thomas Ostermeier einen schönen Traum: Den des kritischen Umgangs von Theater mit den Phänomenen der Wirklichkeit – jenseits ökonomischen Legitimationsdrucks. Er schreibt, die institutionalisierten Theater seien in diesem Sinne noch unabhängige, geschützte Orte. Die freie Szene hingegen – eine inzwischen in Deutschland hochprofessionelle, international vernetzte aber prekär ausgestattete Säule der Kulturlandschaft – sei mit ihrem aus der Not geborenen Effizienz- und Flexibilitätsvorsprung anschlussfähiger an ökonomische Märkte und schaffe so eine Bedrohungssituation für die Institutionen. Verschreiben sich die Produktionsformate und Reflexionsformen der Freien Szene aber tatsächlich blind dem neoliberalen Zeitgeist und bedrohen den letzten Schutzraum für Kunst? Und anders herum gefragt: Ist es noch glaubwürdig, ein kulturelles Gemeinwesen nur über einige wenige Institutionen herzustellen, statt über multiple Perspektiven? Diskutiert werden unterschiedliche künstlerische Produktionsstrukturen- und prozesse und ihre damit einhergehenden Formen gesellschaftlicher Kritikfähigkeit. Vor dem Hintergrund eines gesellschaftlich immer virulenter werdenden, rein ökonomischen Verwertungs-und Repräsentationszwangs stellt sich weiterhin die Frage, ob die gesetzte Polarisierung von Institutionen und freien Produktionsstrukturen nicht dringend als unzeitgemäß aufgegeben und darüber hinaus weisende Strukturen entworfen werden müssen? Ostermeiers „schöner Traum“ ist letztlich wohl beiden „Seiten“ gemein, ebenso wie die reale Bedrohung durch leichtfertige Kürzungen öffentlicher Förderung. Auch deshalb sollte das Eintreten für den Schutzraum Kunst von allen gemeinsam verhandelt werden. Die Veranstaltung könnte ein Schritt in diese Richtung sein.