Ein Weckruf: Zum Verkauf der Uferhallen im Wedding

Presseinformation


Dazu heute Wibke Behrens und Christophe Knoch, Sprecher*innen der Koalition der Freie Szene Berlin: „Die Uferhallen im Wedding sind ein Herzstück der kulturellen Infrastruktur in Berlin. Wenn sie – und das droht nach ihrem Verkauf natürlich! – luxussaniert und gentrifiziert werden, sind über 100 Arbeitsplätze für Künstler*innen und Kulturschaffende mit einem Handstreich verloren.“

Die Berliner Innenstadt verliert an urbaner Qualität. Die Ideen zu dem Areal waren ganz andere: ein Ort der Produktion, für Kunst und kulturelle Nutzung – eine weitere Absprache wird nicht eingehalten. Von langfristigem und weitsichtigem Handeln ist da politisch nichts zu merken. Es ist jetzt hohe Zeit, die Weddinger Kulturstandorte von den Gerichtshöfen über die Uferstudios zu den Bildhauerwerkstätten bis zum ehemaligen Ex-Rotaprintgelände und der Kolonie Wedding planungsrechtlich zu sichern – auch wenn dieser Schutz für die Uferhallen zu spät kommen dürfte.

Und nicht nur im Wedding: In ganz Berlin müssen Bezirksämter und muss der Senat alles tun, um auch Standorte von Kunst und Kultur in Erhaltungssatzungen und ähnliche Regelwerke einzubeziehen. Wenn, wie bei dem Verkauf der Uferhallen, aus sechs Millionen Euro Anfangsinvestition nach 10 Jahren ohne weitere Gegenleistung insgesamt 35 Millionen Euro Verkaufserlös werden können: dann wird so ein Gewinn eben auch gemacht, weil kein Regelwerk das verhindert oder wenigstens einschränkt. Was interessiert bei solchen Profitraten einen Uferhallen-Großaktionär aus Hamburg, was aus Berlin und seinen Künstler*innen, überhaupt seinen Bürgern wird?

Solche Spekulationsgewinnspannen machen eine nachhaltige Stadtentwicklung im Sinne der Kultur und überhaupt im Interesse der nicht besserverdienenden Einwohner Berlin nahezu unmöglich. Das Grundgesetz unterwirft Eigentum einer Sozialbindung. Der Besitz ist nicht um der Besitzenden willen da – genau dazu wurde die Sozialbindung des Eigentums eingeführt. Einmal mehr und vielleicht noch viel dringlicher stimmt: „Geist ist flüchtiger als Kapital, – haltet ihn fest!“

Außerdem ist es doch absurd: am 23.8.2017 einigten sich bei der Veranstaltung der Koalition der Freien Szene Wir gestalten: Stadt! Kultur und Stadtentwicklung aus Parlament und Verwaltung darauf, dass die Alte Münze ein Standort für Kulturelle Nutzung, für nicht-kommerzielle Kunst und Kulturproduktion werden soll. Wie wichtig es im nun auszuformulierenden Verfahren sein muss, den Standort dafür langfristig politisch zu sichern, macht dieses Beispiel der Uferhallen mehr als deutlich!

Behrens und Knoch abschließend: „Es bleibt zu hoffen, dass die neuen Mehrheitsaktionäre der Uferhallen AG das wissen. Ihr Vertreter spricht von ‚langfristiger Weiterentwicklung‘ ohne Konzeptänderung und ‚langfristiger Investition‘. Künstler*innen und Landespolitik müssen ihn nun beim Wort nehmen.“

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Sprecher*innenkreis Koalition der Freien
Christophe Knoch, Mica Moca Project Berlin e.V.
Für Bildende Kunst: Bernhard Kotowski, berufsverband bildender künstler*innen berlin
Für Kulturproduktion: Wibke Behrens
Für Musik: Sebastian Elikowski-Winkler, Timo Kreuser, DACH/MUSIK, Initiative Neue Musik;
Nikolaus Neuser, Bettina Bohle, Nikolaus Neuser, DACH/MUSIK, IG Jazz Berlin
Für Literatur: Aurelie Maurin, Alexander Filyuta, Netzwerk freie Literaturszene Berlin (NFLB)
Für Projekträume: Chris Benedict, Matthias Mayer, Netzwerk freier Berliner Projekträume und – initiativen
Für Tanz: Simone Willeit, Uferstudios GmbH, Tanzbüro Berlin
Für Darstellenede Kunst: Elisa Müller, Vera Strobel, Landesverband Freie Darstellende Künste (LAFT Berlin)
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