Statt Kunst- und Atelierhaus eine kostspielige Hängepartie
Die Prenzlauer Promenade in Pankow wird zum Gewerbeobjekt und die Kultursenatsverwaltung zahlt
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Am 09.08.2017 veröffentlichte die Senatsverwaltung für Kultur und Europa eine Pressemitteilung zur Zukunft der Prenzlauer Promenade 149-152. Dort hieß es, dass in dem Gebäude der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR bis 2019 etwa 450 Arbeitsräume für Kunst und Kultur neu entstehen bzw. erhalten werden.
Angesichts dieser vermeintlichen Erfolgsgeschichte geriet die Senatsverwaltung geradezu ins Schwärmen: „Das ist ein riesiger Erfolg im Kampf gegen Verdrängung, den wir für Künstlerinnen und Künstler und für die Kulturlandschaft der Stadt insgesamt erreicht haben.“
Die Realität sieht jedoch deutlich nüchterner aus!
So ist noch nicht einmal der bereits vorhandene Bestand an Ateliers und Arbeitsräumen für Künstler*innen dauerhaft gesichert. Zwar konnte in zähen Verhandlungen eine Bestandssicherung für die nächsten fünf Jahre erstritten werden, aber eine verbindliche Vereinbarung für die Zeit danach steht aus.
Der gesamte Raumbestand der Immobilie weist nach dem aktuellen Planungsstand statt 450 maximal 375 Arbeitsräume aus. Für Neuanmietungen im Rahmen der künstlerischen Arbeitsraumprogramme stehen selbst davon ausgehend aber aktuell nur etwas über die Hälfte der 10.056 qm Nutzfläche zur Verfügung. Die andere Hälfte verteilt sich über die Künstler*innen und Gewerbemieter*innen, die sich in der Immobilie bereits angesiedelt haben sowie weiteren Gewerbeanmietungen, die noch folgen sollen.
Ein wesentlicher Grund für zusätzliche geplante Vermietungen an Gewerbetreibende ist, dass diese mit einem höheren Mietzins zur Querfinanzierung der Bestandskünstler*innen herangezogen werden sollen. Ein an sich sinnvolles Anliegen – wären da nicht die künstlich aufgeblähten Verwaltungs- und Betriebskosten, die sich in einer Größenordnung von 6 € bewegen, und somit eine ausgewogene Mietkalkulation aus programmgeförderten Künstler*innen und Bestandsmieter*innen praktisch unmöglich machen.
Eine Brutto-Warm-Miete von über 9 € bei einer sanierungsbedürftigen Plattenbau-Immobilie aus dem Bestand einer landeseigenen Gesellschaft ist nicht nachvollziehbar. Dies treibt die Kosten für eine nachhaltige künstlerische Nutzung des Gesamtobjektes in Höhen, die aus Kultursicht die Frage nach einem noch vertretbaren Kosten-Nutzen-Verhältnis aufwerfen. Die Prenzlauer Promenade würde zu einem ganz normalen Gewerbeobjekt, in dem die Kulturverwaltung mit Mitteln, die für andere Arbeitsraumprojekte fehlen, Flächen mietet und hoch subventionieren muß. Alse Gewerbeobjekt hätte die Prenzlauer Promenade im Zuständigkeitsbereich der Kulturverwaltung jedoch nichts zu suchen.
Offensichtlich ist:
Die Uferhallen wurden zum Spekulationsobjekt, weil es keine partizipativen Verfahren gab, um öffentliche Liegenschaften mit Nutzungskonzepten belegen und schützen zu können.
Die Prenzlauer Promenade wird zu einem massiven Kostenrisiko, weil sich öffentlich rechtliche Bauträger und Eigentümer ohne Partizipation der geplanten Nutzer verständigen. Bei ernsthafter frühzeitiger Partizipation wäre das vermieden worden.
Die Alte Münze soll zu einem Pilotprojekt werden, das den Umgang mit öffentlichen Liegenschaften in partizipativen Verfahren exemplarisch entwickelt.
Die Koalition der Freien Szene fordert:
die an der Prenzlauer Promenade beteiligten Verwaltungen dringend auf, die Nutzungs- und Bewirtschaftungskonzeption zu revidieren und insbesondere die Verwaltungs- und Betriebskosten deutlich zu reduzieren, damit ein Mietzins realisiert wird, der sowohl den Kulturhaushalt nicht über Gebühr belastet, als auch für die Bestandsmieter*innen dauerhaft tragfähig ist.
Gemeinsames Ziel muss es sein, aus dem lange umkämpften ehemaligen Gebäude der Akademie der Wissenschaften der DDR ein echtes Atelier- und Kunsthaus zu schaffen, und nicht ein Kostenrisiko, das der Öffentlichkeit eine unzutreffende Faktenlage vortäuscht resp. Erwartungen weckt, die am Ende nicht erfüllt werden können.