Berlin als Kulturstandort bedroht!

Unsere Raumumfrage zeigt: die Diskrepanz zwischen Angebot und Bedarf im Arbeitsraumprogramm (ARP) des Landes Berlin erreicht extreme Ausmaße.

Während Berlin national wie international als Kulturstandort geschätzt wird, schrumpfen Raumangebot und Infrastruktur für die professionellen Künstler*innen (30.000 Akteur*innen) in der Stadt. Die ARP-Kürzungen von über 23 Mio. Euro im Jahr 2024 entsprechen, zum Vergleich, dem Jahresetat der Schaubühne in Berlin.

Ein Ausbau oder eine Neuentwicklung ist so unmöglich – vor allem die Sicherung des bestehenden Raumbestandes ist konkret bedroht.

Vor diesem Hintergrund führten die Koalition der Freien Szene Berlin und das Raumbüro Freie Szene vom 02.06.–20.07.2025 eine Umfrage zu Arbeits- und Proberäumen in den Sparten Darstellende Künste, Literatur, Musik, Tanz sowie Projekträume und -initiativen durch. Die Umfrage wurde in enger Abstimmung mit Spartenverbänden und weiteren Akteur*innen der Freien Szene zweisprachig (Deutsch | Englisch) erstellt. Insgesamt beteiligten sich 555 Künstler*innen.

67,5 % bewerten das aktuelle Raumangebot als unzureichend. 78 % halten ein breites, zugängliches Raumangebot für essenziell, um künstlerische Praxis und Infrastruktur der Freien Szene zu sichern. Besorgniserregend: 50 % schätzen ihre eigene Arbeitssituation als kritisch bis sehr kritisch ein.

Hauptproblem bleibt die Finanzierung: geringe Einkommen, steigende Miet- und Lebenshaltungskosten sowie sinkende Einnahmen durch Auftragsrückgänge und ausbleibende Förderzusagen. So geben 42 % der Befragten an, dass ihr verfügbares monatliches Arbeitsraumbudget bei 100,00 € oder weniger liegt.

Zusätzlich fiel das Programm „Kultur Räume Kontingente“ für temporäre Raumanmietungen den Kürzungen im ARP zum Opfer, obwohl temporäre Raumangebote laut Umfrage dringend gebraucht werden (Tanz: 58 %, Darstellende Künste: 51 %, Literatur: 44,5 %, Musik: 31 %,).

Die Koalition der Freien Szene Berlin fordert:

  • Sicherstellung einer soliden Finanzierung des ARPs, um kostengünstige, professionell ausgestattete und bedarfsgerechte Arbeits- und Proberäume zu sichern und zu entwickeln!
  • Keine Erhöhung der Eigenanteile u.a. in Form von höheren Miet- und Nebenkosten für Künstler*innen!
  • Aufbau spartenspezifischer Infrastrukturen mit einer Mischung aus temporär wie langfristig anmietbaren Raumangeboten!
  • Sicherung aller bestehenden Arbeitsraumstandorte!
  • Verankerung von Kunst- und Kulturproduktion als integraler Bestandteil der Berliner        
  • Stadtentwicklungs- und Liegenschaftspolitik – auch in den zentralen Kiezen!
  • Sicherung der Arbeit des Raumbüros der Freien Szene!

88 % der Befragten betonen ihre Abhängigkeit von bezahlbaren, öffentlich geförderten Räumen. Der Aufbau einer verlässlichen, bedarfsgerechten Infrastruktur muss politisches Ziel sein, um Qualität und Vielfalt der Freien Szene zu sichern. Nur ein finanziell gut aufgestelltes und bedarfsgerechtes ARP schafft künstlerische Freiräume, ermöglicht nachhaltige Förderung von Kunst und Kultur durch ein Zusammenwirken von Förderungen innerhalb des gesamten Fördersystems und entlastet prekär arbeitende Künstler*innen, die sich überteuerte Raumangebote auf dem Gewerbeimmobilienmarkt nicht leisten können. Die Auswertung der Umfrage ist ab dem 24.09.2025 auf der Homepage der Koalition der Freien Szene abrufbar.