Die Koalition der Freien Szene begrüßt, dass der Bund der Kultur im Konjunkturprogramm ein eigenes Kapitel widmet und seinen Worten nun endlich Taten folgen lässt. Doch leider hat das „Konjunkturpaket“ einen gravierenden Mangel: Es lässt die freiberuflichen Kulturschaffenden – und alle anderen von der Corona-Krise betroffenen Solo-Selbständigen – schlicht im Stich.
Sie werden an keiner Stelle erwähnt und erhalten nach wie vor keine Zuschüsse. Das Soforthilfeprogramm, das ihnen dienen sollte, konnten sie nicht nutzen, weil damit keine Lebenshaltungskosten, Privatmiete, Krankenversicherung usw. bezahlt werden dürfen. Kein Wunder also, dass es nicht ausgeschöpft wurde. Das verbleibende Geld wird nun in Überbrückungshilfen für private Unternehmen aus der Kreativwirtschaft umgewandelt.
Für alle Solo-Selbstständigen – die Künstler*innen in Musik, Tanz, Literatur, darstellenden und bildenden Künsten sowie die Veranstaltungstechniker*innen, Masken- und Bühnenbildner*innen, Projektraumbetreiber*innen, Literaturübersetzer*innen, Publizist*innen und viele mehr – für sie alle bleibt nur: Hartz IV. Anerkennung und Wertschätzung sehen anders aus. Denn von symbolischer Anerkennung und Applaus allein kann eben niemand sein Brot kaufen.
Kultur entsteht in einem Dreiklang: an Produktionsorten wird sie geschaffen (Ateliers, Proberäume, Studios, Schreibstuben), an Präsentationsorten wird sie dargeboten (Theater, Bühnen, Literaturhäuser, Projekträume) und Künstler*innen und Kulturschaffende sind die Menschen, die diese leeren Räume überhaupt erst bespielen, beleuchten, betreiben, beschallen, kuratieren, verwalten und entwickeln, kurzum: mit Inhalten füllen. Und das tun in Deutschland zu einem großen Anteil freie Gruppen und Kulturschaffende, die nicht an einem geförderten Haus oder in einem Privatunternehmen angestellt sind. Wer sie vergisst und nur die Kulturinfrastruktur fördert, riskiert langfristig den Verlust unserer kulturellen Vielfalt.
In den letzten Wochen und Monaten hat eine zentrale Forderung die Spartenverbände der Kunst und die Solo-Selbstständigen aus anderen Branchen bundesweit geeint: Die Öffnung der Zuschussprogramme des Bundes, um daraus die Kosten des Lebensunterhalts zu bestreiten. Der Bund hat diese Forderung auch im Konjunkturprogramm wieder ignoriert.
Wir brauchen jetzt pauschale Zuschüsse sowie Förder- und Stipendienprogramme, um die existenziellen Einnahmenausfälle von Solo-Selbstständigen auszugleichen. Der Bundesrat hat die Dringlichkeit dieser Forderung erkannt und dem Bundestag heute eine entsprechende Entschließung (TOP 18) übermittelt. Wir freuen uns über die Unterstützung durch diese Länderinitiative und kämpfen weiterhin um Anerkennung über reine Lippenbekenntnisse hinaus!
Der Sprecher*innen-Kreis der Koalition der Freien Szene
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