Berlin. Vor dem Hintergrund der Berliner Haushaltsberatungen haben die Koalition der Freien Szene und die IHK Berlin gemeinsam politische Ziele formuliert. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für die freischaffende Kulturszene zu verbessern und die Attraktivität des Kultur- und Tourismusstandorts Berlin zu erhöhen.
Steigende Mieten und der damit einhergehende zunehmende Verdrängungsdruck gefährden immer mehr künstlerische Existenzen und Projekte. Deshalb wollen sich die IHK Berlin und die Koalition der Freien Szene gemeinsam mit Senat und Abgeordnetenhaus über strukturelle Veränderungen in der Berliner Stadtentwicklungs- und Kulturpolitik verständigen.
Den beiden Initiatoren geht es unter anderem darum, die Verteilung des Kulturhaushaltes zu überarbeiten. „Bislang sind 95% aller Ausgaben für die etablierten kulturellen Institutionen eingeplant, nur 5% stehen der freien Kulturszene zur Verfügung. Wir fordern eine schrittweise Beseitigung dieses Ungleichgewichts“, sagt Christophe Knoch, Sprecher der Koalition der Freien Szene. Der Hauptstadtkulturfonds fördere bislang vielfach Einzelvorhaben etablierter Kulturinstitutionen. Das Land Berlin solle sich dort für eine stärkere Förderung freier Künstlerinnen und Künstler einsetzen.
Einen weiteren Hebel zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Freie Szene wird in der Liegenschaftspolitik gesehen. Oft hätten Zwischennutzungen, temporäre künstlerische Projekte und Kunstproduktionen die Kraft, unrentable Immobilien in international gefragte Adressen zu verwandeln. Bei einer stärkeren Berücksichtigung einer kreativen Stadtentwicklung sollten künstlerische Projekte stärker im Fokus stehen.
Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, erklärte zu dem gemeinsamen politischen Vorstoß: „Der Berliner Tourismus, die Kultur- und die Medienwirtschaft sind wichtige Standbeine unserer wirtschaftlichen Infrastruktur. Kreative und Touristen ziehen sich gegenseitig an und sind mitverantwortlich für die gute Entwicklung der Übernachtungszahlen in Berlin. Wenn wir eine internationale Metropole für junge Künstlerinnen und Künstler bleiben wollen, sind weitere Investitionen in die Freie Szene notwendig.“
Hintergrund: Die Freie Kulturszene in Berlin, das sind tausende freiberuflich arbeitende Künstlerinnen und Künstler – eine weltweit einzigartige Vielfalt von Kulturschaffenden, Gruppen, Projekten, Ensembles und Kompanien. Sie entwickeln die Kultur in Berlin immer weiter und machen Berlin zu einem Magneten für junge Menschen und ein kunstinteressiertes Publikum aus der ganzen Welt. Die chronische Unterfinanzierung hat jedoch einen zunehmenden Preisverfall bei Honoraren ausgelöst, der die Nachhaltigkeit und Qualität der künstlerischen Arbeit gefährdet. Der Kulturproduktion droht der Stillstand.